Trauer und Auszeit

Ich habe jetzt schon länger keinen Blog mehr geschrieben, weil ich die Kurve nicht gekriegt habe mich hinzusetzen und konzentriert zusätzliche nicht unbedingt notwendige Arbeiten zu erledigen.

Zwei Trauerfälle in meiner Familie haben mich ausgebremst und mich in meiner Kraft so geschwächt, dass kein Platz mehr für zusätzliches blieb. Eigentlich ein ganz normaler Vorgang. Trauer braucht Zeit, heißt es doch so schön.

Jeder, der das schon selbst erlebt hat, wird dem zustimmen. Aber was mache ich mit der inneren Leere, mit dem Schmerz, wenn er so richtig da ist, eben noch keine Zeit vergangen ist?

Da gibt es, meine ich, kein allgemeingültiges Rezept. Aber da gibt es Tipp´s, viele Tipp´s von anderen, die alle gut gemeint sind.  Doch jeder muss da seinen eigenen, für ihn richtigen Weg finden. Ist es die Stille, ist es Weinen, Abwechslung, auf Reisen gehen… und vieles, vieles mehr. Alles in dieser Zeit ist richtig, wenn es einem auch nur ein bisschen guttut. Vielleicht auch nur für kurze Zeit, aber es erleichtert ungemein.

Jeder darf und muss für sich selbst alleine ausprobieren was einem hilft. Was dem anderen geholfen hat, kann, aber muss nicht, auch mir guttun.

Für mich selbst kann ich zusammenfassen: Ich habe Ruhe gesucht, viel Natur aufgesogen und Spaziergänge gemacht.

Mein direktes Umfeld hat meine spontanen Tränenausbrüche mitgetragen und mich einfach losheulen lassen. Kein Spruch, das wird schon wieder, sondern sie haben mich einfach nur weinen lassen. Das zum Beispiel hat mir persönlich sehr, sehr gutgetan.

Ich habe auch andere schöne Erfahrungen machen dürfen, dass sich Freunde und Bekannte über die Beerdigungen hinaus, erkundigt haben, wie es mir geht. Einen kleinen Schutzengel geschickt, ein Steinherz für das Grab gebastelt oder einfach kurz gefragt haben, wie geht es dir, kann ich dir helfen, ich denke an dich? Das hat mir ebenfalls ganz viel Kraft gegeben.

Zusätzlich habe ich mir Hilfe bei einer Kollegin geholt. Ich habe das, was mir innerlich so schmerzhaft und fremd war, mit ihr geteilt und dabei einen großen Teil davon abgeben können. Ich wurde von ihr energetisch wieder aufgerichtet und meine Leere verringerte sich zunehmend.

Heute bin ich noch immer in großer Trauer, jedoch habe ich meine Kraft wieder gefunden, um meiner Tätigkeit mit voller Energie nachgehen zu können.  Ich denke, bei vielen Trauernden dauert das viel, viel länger, bis die Lebensenergie wieder zurückkommt und die Lebensfreude in einem wieder aufflackert. Aber ich denke alles hat seine Zeit und davon sollte man sich nicht abbringen lassen.

Wenn sich eine Trauer jedoch über viele Jahre hinzieht, sollte man unbedingt genauer hinschauen und gegebenenfalls auch therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen.  Oft liegt es daran, dass der/diejenige den Verstorbenen nicht loslassen kann. Dafür kann es viele Gründe geben, wie Schuldgefühle, Scham, gegebene Versprechen, Glaubenssätze, … Dinge, die jetzt keine Wertigkeit mehr haben sollten und dürfen. Jeder darf nach einem großen Verlust wieder glücklich und froh werden, alles andere ist nicht gewollt und sehr schade für das eigene Leben.

Und bitte jetzt nicht falsch verstehen, eine große Trauer beenden heißt nicht, den Verstorbenen zu vergessen, sondern ihn in einem anderen, neuen Licht zu sehen.